Kreise Teil 3

Wir als später Geborene aber hatten weder den Aufbruch der 68er-Generation und der damaligen Studentenbewegung erlebt, noch jenen späteren Marsch durch die Institutionen, sondern selber nur noch deren Ausläufer mitbekommen.

Jene einstigen Marschierer waren uns indes als Sozialarbeiter und Pädagogen in Jugendzentren begegnet, als angehende Staatsdiener, junge Lehrer und Referendare.

Und aus der schonungslosen Sicht unserer eigenen Jugend heraus, hatten wir jene Zeichen der Anpassung an ihnen wahrgenommen, die die von ihnen angenommene Rolle innerhalb der Gesellschaft von ihnen verlangte: jene daraus erwachsenen Kompromisse und die in ihnen sichtbar gewordene Kluft zwischen Anspruch und Realität. . .

Deutlich hatten wir ihre Vorsicht bemerkt, mit der sie, gerade sie, die wir anfangs noch in gewisser Weise als Verbündete betrachtet hatten, und von denen wir uns letztlich klare und unmissverständliche Antworten erwartet hatten, als Lehrer im Geschichts- oder Politikuntericht heikle Fragen und Themenbereiche mehr umschifft als beantwortet hatten.

Deutlich war auch bei ihnen der Druck, jene Sorge und Angst zu spüren gewesen, die in jenen Zeiten des Deutschen Herbstes, der Berufsverbote und des Radikalenerlasses auf ihnen gelastet hatten, und sie um ihre eigene berufliche Zukunft und spätere Existenz fürchten ließen.

Und deutlich war für uns dabei eine Widersprüchlichkeit innerhalb ihrer eigenen Position an den Tag getreten, während wir für uns selbst damals eine Klarheit und Eindeutigkeit, eine innere Konsequenz in der eigenen Identität gesucht hatten, in den eigenen Standpunkten und dem daraus folgenden Handeln.

In unseren Augen aber hatten sie, jene Alt-68er damals schon auf der anderen Seite gestanden, wenn auch auf eine Art und Weise, die sich von unserer Elterngeneration unterschied, hatten wir jenes Wohlwollen und Verständnis, dass uns in unserer eigenen Suche und Rebellion von ihrer Seite aus entgegen gebracht worden war, eher zwiespältig empfunden.

So waren uns gerade diejenigen, die uns in ihren Ansichten und Überzeugungen eigentlich näher gestanden hatten und weitaus ähnlicher gewesen waren als alle anderen um uns herum, in gewisser Weise noch ferner und fremder erschienen als diese. . .

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