Brennende Autos – Teil 8

Heute, mehr als anderthalb Jahrzehnte danach, ist der Gentrifizierungsprozess in Kreuzberg bereits weit voran geschritten. Wohnungs- und Gewerbemieten im Stadtteil sind teilweise dramatisch gestiegen und erreichen mancherorts schon die gleiche Höhe wie in Berlin-Wilmersdorf und Charlottenburg.

Investorenprojekte wie das “Mediaspree-Projekt“ haben in den ehemaligen Lagerhallen, Kühlhäusern und Speichern beidseits der Spree und mit ihnen auch den Fabriketagen und Gewerbehöfen auf der Kreuzberger Uferseite “neue Investitionsfelder” und “optimale Standortbedingungen“ für die Schaffung sogenannter “Office- und Gewerbelofts“ entdeckt.

Sie locken mit den “überaus günstigen Gewerbemieten”, einem “industriellen Charme der Gegend” und “vorhandenen Flächen- und Infrastrukturangeboten” für Unternehmen der “Medien-, Musik- und Modebranche“. Und betreiben derzeit deren gezielte Ansiedlung.

Unter Schlagworten wie der “Restaurierung und Wiederbelebung“ der alten Gewerbehöfe wurden Privatisierung und Verschwinden des öffentlichen Raumes am Spreeufer dabei positiv umgedeutet, mit der hierbei in Aussicht gestellten Schaffung neuer Arbeitsplätze in der Medienwirtschaft die sozialen Folgen, die mit steigenden Preisen und Mieten infolge der “Aufwertung“ der umliegenden Wohngegend zugleich zwangsläufig einhergehen, hingegen verschwiegen.

Stattdessen war und ist vielmehr von “bedeutenden Ansiedlungen” die Rede, einem “idealen Nährboden für die Kreativszene“ und “Durchbruch” als neuer Medienstandort.

Und, “last not least”, von der schönen und gleichsam zentralen Wasserlage des gesamten Areals.

So hieß es in einem der PR-Texte, in denen für das Projekt und die kommenden Vorhaben der “Investoren- und Standortgemeinschaft mediaspree“ geworben wurde:

„Die zahlreichen Institutionen und Unternehmen profitieren in gleichem Maße von den optimalen Standortbedingungen. Dazu gehört nicht zuletzt die Aussicht: An keiner anderen Stelle Berlins verläuft der Fluss so geradlinig und mit einer Breite von durchschnittlich 150 Metern. Von beiden Uferseiten und insbesondere von den fünf Brücken ergeben sich wunderbare Panoramablicke auf den Fluss und die charakteristische Industriekulisse. . .“

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