Brennende Autos – Teil 12

Insgesamt 216 Brandanschläge auf Autos: Diese Zahl zumindest nennt eine eigens im Internet eingerichtete und unter www.brennende-autos.de nachzulesende “Chronologie der Brandanschläge“ für das vergangene Jahr in Berlin.

Dabei gehe man, laut einem im November 2009 im Berliner “Tagesspiegel” erschienenen Zeitungsartikel, seitens des Berliner Innensenats davon aus, dass „rund die Hälfte der Brandanschläge auf Autos in Berlin auf das Konto von Linksextremisten gehen.“

Für die übrigen Brandanschläge seien, so Innensenator Körting im Tagesspiegel, „Trittbrettfahrer, Versicherungsbetrüger und Zerstörungswütige“ verantwortlich, „vereinzelt sicherlich auch rachsüchtige Ehepartner und vor allem Pyromanen. . .“

Die Berichterstattung darüber in den unterschiedlichen Berliner Tageszeitungen, im Radio oder Fernsehen aber wechselt und schwankt mit den jeweiligen Medienbedürfnissen.

Sie changiert je nach Situation und Interesse: Hintergründe und politische Motivationen der Anschläge werden darin genannt oder aber auch völlig ausgeblendet, dunkel angedeutet oder aber auch psychologisch erklärt.

So erscheinen die “Brennenden Autos“ denn auch wahlweise als Ausdruck und Resultat eines bloßen Vandalismus oder Ressentiments, als Zeichen von Intoleranz, Wut oder verzweifeltem Protest, als Beweis für die weitere Zunahme linker Gewalt, für die Notwendigkeit eines härteren Eingreifens seitens des Staats. . .

‘Brennende Autos’, stellt der Gentrifzierungskritiker und Stadtsoziologe Andrej Holm mit Blick auf die aktuelle politische Debatte fest, hätten sich dabei “ in der lokalpolitischen Auseinandersetzung Berlins zum Mantra der pauschalen Kritik an Anti-Gentrification-Protesten entwickelt.“

Holm verweist dabei auf einen „in anderen Bereichen unbekannten Ermittlungseifer“ der Berliner Justiz, in dessen Folge innerhalb der vergangenen Monate gleich mehrfach Tatverdächtige ohne stichhaltige Beweise festgenommen und in Untersuchungshaft gehalten worden waren, die dann späterhin wieder freigelassen werden mussten.

Doch es sind nicht allein junge Männer und Frauen in „szenetypischer Kleidung“ die aufgrund oftmals vager Analogien und Anhaltspunkte ins Visier der Ermittler geraten.

Auch Teile der kritischen Öffentlichkeit, die sich hierzulande thematisch mit der Problematik von Stadtentwicklung und Gentrifizierung auseinandersetzen geraten zunehmend unter Druck.

So wurde Holm selbst u.a. wegen des Gebrauchs des Begriffs Gentrification im Rahmen seiner Schriften, der auch in den Bekennerschreiben der Militanten Gruppe (mg) aufgetaucht war, der intellektuellen Mittäterschaft in einer terroristischen Vereinigung verdächtigt und zeitweilig in U-Haft genommen. . .

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2 Kommentare

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