Nahtstellen – Teil 5

Ohne festes Gefühl dafür, welcher der beiden Wege der weitere ist -jener bereits zurückgelegte oder der, der noch vor mir liegt- blicke ich auf den ruhenden Text.

Ich beginne darin zu lesen, blätter weiter zurück:

Wie bei einer Wanderung am Strand, bei der man eine angeschwemmte und im Sand liegende Muschel betrachtet, einen einzelnen Stein aus den vielen aufhebt, in der Handfläche wiegt, um ihn hinterher einzustecken für ein mögliches Später, oder aber wieder zurück zu werfen ins Meer, bleibt mein Blick, die Gedanken dabei an manchen Stellen haften, wiederhole ich den gelesenen Satz.

Ich spüre, wie ein Riss, der kein neuer ist, sondern ein schon von früher vertrauter, die Vergangenheit teilt. Und mit ihr auch die Gegenwart. . .

Das Gesagte, schon Geschriebene mündet, so scheint mir, in beides, führt mich wieder zurück an den Ausgangspunkt der Geschichte, so als läge ihr Anfang noch vor mir und nicht schon weit zurück.

Das Ungesagte schwingt darin mit, die dazwischen liegende Zeit:  das Davor, das Danach, alles das: Fragen, Zweifel, immer weitere Möglichkeiten des Vergangenen. . .

Klammern, Nahtstellen zwischen Gegenwart und Vergangenheit, zwischen jetzt und davor. . .

Spuren, ein Versprechen von Heimkehr-

oder aber nur eine weitere Wiederholung des Gewesenen, die den Augenblick und den Stillstand darin sanft verhüllt, die verloren gegangene Zuversicht, alte, frühere Pläne in neue verwandelt, meine Ungewissheit in Gewissheit:

Punkte die sich zu Linien verbinden, Linien, die sich neu miteinander verknüpfen, Fäden, die sich entwirren und von neuem verlaufen.

Nahtstellen, Nähte-

Kreise, immer weitere Möglichkeiten der Erinnerung, der Verwechslung, der Verleugnung und Vertauschung, der im Halbbewussten zum Schutze gewobenen Netze, die eine plötzliche Wahrheit mit einem Mal wieder zerreißt.

Ohne festes bestimmtes Gefühl für den Augenblick jetzt-

Das Erfundene, schon Erzählte vor mir vermischt sich mit den Bildern der vergangenen Nacht, mit den Bildern des Tages und verliert sich darin: Taggedanken, taggrau.

Das Gewesene, schon Erlebte ist, was vor mir liegt. . .

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Ein Kommentar

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