Elektronische Post Teil 3

Mit der nächsten Mail aber kommt schließlich das Große Glück auch zu mir: Sie haben eine Million Euro gewonnen, so die freudige Mitteilung, die ich erhalte: Wir sind glücklich Ihnen sagen zu können das Ihre E-Mail Adresse gezogen worden ist und Sie der Gewinner von €1.000.000.00 Euros(Eine Millionen Euro) sind.

Um Ihren Gewinn in Anspruch nehmen zu können, kontaktieren Sie bitte die Zahlungsabteilung per E-Mail oder per Telefon. Beachten Sie bitte das Promotions Datum, die Referenz und Losnummer. . . . Denken Sie bitte daran, bei allen Korrespondenzen mit Ihrem Bearbeiter anzugeben, Ihren Namen, Ihre Telefon Nummer, Handy-Nummer, Ihr Alter, Geschlecht, Ihren Beruf. . .

Es gibt unterschiedliche Spamfilter, die das Eindringen solcher Nachrichten in die Mailboxen oder Kommentare von Weblogs eindämmen sollen, Firmen, die sich damit beschäftigen, Software zur Erkennung und Abwehr unerwünschter Emails zu entwickeln und Firmen, die sich umgekehrt ganz auf deren Versand spezialisiert haben und die zahllosen Seiten des Internets unablässig nach Mailadressen auslesen lassen.

Es gibt Informationsportale und Foren im Netz, in denen sich von Spam geplagte Menschen Rat und Unterstützung holen können.

Und es gibt eigene Seiten im Netz, die den Spam liebevoll archivieren und thematisch geordnet dem Publikum zugänglich machen: digitale Museen dieser wundersamen oft mit Hilfe von Übersetzungsprogrammen erstellten und mit Google translate oder Babel Fish erschaffenen Wortgefüge.

Auch ich habe mir einen eigenen Ordner angelegt, in dem ich all diese bei mir anlangenden Emails sammle und aufbewahre.

Ich betrachte sie wie die Abfälle, wie das schillernde Treibgut, das mitunter an Meeresstränden angespült wird: Plastikflaschen, alte Farbeimer oder rostige Dosen, in einsamen und unbeobachteten Nächten von den Küstenbewohnern von kleinen Booten aus ins Meer geworfen oder aber auch von vorüber fahrenden Schiffen achtlos dort entsorgt.

Ich betrachte sie ohne wirkliche Ungeduld oder Unmut: Text, der in Datenpaketen versandt in den elektronischen Ozean eingespeist wird und zu mir gelangt, wahllos, blind abgesandt.

Text, der sich in jenen feinmaschigen eigens für ihn geschaffenen Filternetzen meist verfängt und der bisweilen doch zu mir durchdringt. Text, der wie ich manchmal glaube, nach Text sucht . . .

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