Die Geschichte weist bestimmten Geschehnissen eine Bedeutung zu. Andere bleiben ungenannt.
In den Medien, die gewissermaßen eine Vorstufe der Geschichte bilden, einen ersten Filter, den der Strom der Ereignisse und der Informationen auf dem Wege dorthin zu durchlaufen hat, kommen bei der Entscheidung, was am Ende zur Nachricht wird, nicht zuletzt ökonomische Aspekte zum tragen.
Schließlich geht es hier nicht alleine um Einflussnahme, um politische Ziele und Zwecke, sondern gleichzetiig auch um Auflagen und Quoten, die erreicht werden müssen.
So bestimmen die Gesetzmäßigkeiten und Regeln des Marktes nicht nur bis zu einem gewissen Grade das jeweilige politische Geschehen selbst, sondern auch dessen spätere Darstellung und Deutung.
Die Geschichte der politischen und sozialen Bewegungen am Beginn der achtziger Jahre ist eine weitgehend unbekannt gebliebene.
Sie hat keine Anführer oder Wortführer hervorgebracht, keinen Kult um bestimmte Personen, keine Vordenker und Prominenten, keinen zweiten Rudi Dutschke oder Daniel Cohn-Bendit.
So ist ihre Geschichte, ganz egal, ob es darin um Hausbesetzungen ging oder um Lateinamerika, um Nicaragua oder El Salvador, um Abrüstung oder Atomkraft, auch im Nachhinein das geblieben, als was sie begann: kollektiv und anonym.
Wenn ich aber mit Blick auf die Achtziger Jahre von einer Bewegung der Namenlosen sprechen möchte, so waren doch dann und wann Menschen aus jener Anonymität heraus gerissen worden und ins Licht der Öffentlichkeit geraten.
Etwa diejenigen, die in in jenen Jahren in der Folge von Polizeieinsätzen ums Leben gekommen waren wie Klaus-Jürgen Rattay 1981 in Berlin.
Andere wiederum waren für politisch motivierte Taten vor Gericht gestellt worden und so waren ihre Prozessgeschichten und Fälle mitunter bekannt geworden und auch durch die Medien gegangen.
Die verschiedenen politischen Strömungen, Gruppen und Fraktionen innerhalb jener Bewegungen aber waren nach außen hin je nach eigener Zielsetzung und Struktur namenlos aufgetreten oder aber auch nicht.
Davon mehr und genaueres zu erzählen wäre eher die Aufgabe einer eigenen Geschichte der sozialen Bewegungen jener Zeit, ihrer damaligen Theorien und Praxis.
Doch ich werde im Folgenden nicht umhin können, hier und dort im Verlauf des Romans darauf einzugehen und zurück zu kommen, auch wenn es darin nur um die Geschichte einer kleinen Gruppe von Menschen gehen soll.
Und um eine Straße am äußeren Ende von Kreuzberg. . .