Waschsalon Teil 11

Über den Winter hinweg hatte ein Mann dort im Waschsalon gewohnt, gemeinsam mit einem großen und schwerfälligen alten Hund, der sich bei ihm befand, und mit dem er sein Leben zu teilen schien.

Der Mann war, so vermute ich, noch nicht älter als dreißig gewesen, eher jünger als das, schlank und groß, mit zu Rasta-Zöpfen geflochtenem langen blonden Haar und einem Blick, der im gleichen Maß freundlich und unbeirrbar auf den Menschen und Dingen ruhte und dabei zu erklären schien, dass es keiner weiteren Erklärung bedarf: weder für seine eigene Existenz, für sein eigenes Leben dort, noch das Leben und Dasein der anderen.

Was er anschließend unternahm, wenn der Waschsalon irgendwann abends zu machte, wo er nach dessen Schließung verblieb und die Nächte verbrachte, ist mir immer ein Rätsel geblieben.

Tagsüber aber hatte er jedes Mal wenn ich selber dort eintraf am Ende des Gangs gegenüber vom Eingang des Waschsalons gesessen zwischen Waschmaschinen und Trocknern, vor sich eine Tasche mit seinen Sache, neben ihm auf dem Boden der Hund.

Seine einzige Aktivität und Beschäftigung, die die Tage und Stunden füllte, schien darin zu bestehen, Gras zu rauchen und den eigenen Gedanken dabei nachzugehen.

Zumindest sah ich ihn in der ganzen Zeit nie etwas anderes tun. Hatte er gerade aufgeraucht, begann er, wenig später zumeist, einen neuen Joint zu drehen und anschließend zu rauchen.

Währenddessen hatte sein Hund unbewegt und in vollkommener Ruhe an seiner Seite gelegen, aus einem angeborenem Phlegma, einer ihm eigenen Langsamkeit und vielleicht schon beginnenden Altersschwäche heraus oder aber, wie ich eher vermutete, infolge jenes unentwegt von ihm mit inhalierten Rauchs.

So hatten seine großen Augen ruhig und ein klein wenig glasig und trübe vor sich hin geblickt, in den Raum, das Geschehen darin und kaum aufgesehen, wenn ein neuer Kunde die Tür öffnete und herein kam.

Jener unverkennbare Marihuana-Geruch hatte indes den gesamten hinteren Teil des Waschsalons mit sich angefüllt und in Nebel gehüllt, sodass ich zumeist eine der Maschinen im vorderen Teil des Raumes gewählt hatte, nahe dem Eingang.

Andere Besucherinnen und Besucher waren in dieser Hinsicht jedoch offenbar etwas weniger empfindlich gewesen als ich oder, anders herum, vielleicht möglicherweise auch etwas eher empfänglich dafür.

So hatte manch einer dort völlig gleichmütig inmitten jener dichten Schwaden, jenes durchdringenden und betäubenden schweren Aroms ausgeharrt und dabei auf seine Wäsche gewartet. . .

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