Die Geschichte der politischen und sozialen Bewegungen am Beginn der achtziger Jahre ist eine weitgehend unbekannt gebliebene.
Sie hat keine Anführer oder Wortführer hervorgebracht, keinen Kult um bestimmte Personen, keine Vordenker und Prominenten, keinen zweiten Rudi Dutschke oder Daniel Cohn-Bendit.
So ist ihre Geschichte, ganz egal, ob es darin um Hausbesetzungen ging oder um Lateinamerika, um Nicaragua oder El Salvador, um Abrüstung oder Atomkraft auch im Nachhinein das geblieben, als was sie begann: kollektiv und anonym. . .
Die Zeit, das noch Ungesagte, zu Erzählende darin drängen mich dazu, endlich fort zu fahren, den Text weiter zu führen. Dennoch schaue ich auf das bereits Geschriebene zurück. “Kollektiv und anonym”, wiederhole ich in Gedanken das soeben Gelesene. Wozu dann noch in Einzelheiten gehen?
Bilder gehen mir durch den Kopf, die Erinnerung an gemeinsame Fahrten ins Wendland und zur Startbahn West. Die Geschichte von ihrem Ende her erzählen, denke ich noch einmal. Doch von welchem der möglichen Enden?
Bilder, die Erklärung von Brigitte Mohnhaupt zum Auftakt des Hungerstreiks der Gefangenen im Dezember 84, die beklemmende keinen Widerspruch duldende Atmosphäre, das Schweigen auf dem Plenum im Mehringhof.
Später dann eine Demonstration, der gesprochene über Lautsprecherwagen hallende Text ist zu lang und der Demonstrationszug zu schnell. So bekommen die Menschen an der Straße, den geöffneten Fenstern der Häuser nur Bruchstücke davon mit.
„Zu lang“, sage ich später Ronald, „die Beiträge aus dem Lautsprecherwagen waren deutlich zu lang, keiner von den Leuten da draußen am Straßenrand konnte das doch verstehen.“
Ronald aber sieht mich schmal lächelnd an. „Darum geht’s doch auch gar nicht“, sagt er.
„Sondern?“, frage ich ihn zurück.
“Es geht nicht darum, dass die Leute das auf der Straße verstehen.“
„Und worum geht es dann?“
„Dass die Inhalte stimmen.“
War es da schon vorbei gewesen? Ich glaub ja.