Auch in den nachfolgenden Jahren solte es in Kreuzberg am 1. Mai zu zum Teil heftigen Auseinandersetzungen zwischen Anwohnern und Autonomen auf der einen und den Einsatzkräften der Polizei auf der anderen Seite kommen.
Anders aber als am 1. Mai 1987 war es den dabei Aufbegehrenden später nicht mehr gelungen, ein ganzes Stadtgebiet über viele Stunden hinweg unter ihre Kontrolle zu bringen.
Darin jedoch hatte ja die eigentlich brisante und historische Dimension jenes „ersten“ 1. Mai 87 gelegen (wie ja auch bei der späteren Besetzung des von seinen Besetzerinnen und Besetzern „Norbert-Kubat-Dreieck“ genannten Lenné-Dreiecks aus Sicht des Verfassers die eigentliche historische Bedeutung der Ereignisse weniger in jener spektakulären Flucht der bis dahin dort Ausharrenden über die Berliner Mauer hinweg nach Ost-Berlin bei der Räumung des Geländes gelegen hatte, als vielmehr in der mehrere Wochen andauernden Existenz eines Niemandslandes und „rechtsfreien Raumes“ inmitten des damaligen West-Berlins. Und der damit verbunden gewesenen Möglichkeit für die Menschen dort, ein Zusammenleben außerhalb jeder staatlichen und gesellschaftlichen Kontrolle und zugleich damit auch fern des möglichen Zugriffes der Polizei gemeinsam zu erproben- zu welchem Schluss und Ergebnis das Ganze dann letztlich auch immer gekommen war).
Bei den „Antiberlinern“, die der damalige regierende Bürgermeister West-Berlins für die Unruhen am 1. Mai 87 verantwortlich gemacht hatte, aber hatte es sich keineswegs nur um Kreuzberger Autonome gehandelt. Oder aber um ein paar Jugendliche und Punks, die sich ihnen im Verlauf der Ereignisse noch spontan angeschlossen hatten (diese wären schon zahlenmäßig nicht in der Lage gewesen, ein so weiträumiges offenes Gebiet über so viele Stunden hinweg gegenüber der auf der anderen Seite eingesetzten und massiv aufgebotenen Polizei zu behaupten).
Stattdessen hatte es sich bei der Mehrzahl von ihnen um „normale Bürger“ gehandelt: Aufgebrachte Eltern, die mit ihren Kinderwagen auf dem Lausitzer Platz plötzlich in beißenden dichten Tränengasschwaden gestanden hatten, Leute, die beim Ansturm der Polizei auf das Straßenfest am Lausitzer Platz selbst verletzt worden waren oder aber aus nächster Nähe beobachtet hatten, wie dies anderen geschehen war, Menschen wie der außer sich geratene ältere Herr mit schon grauen Haaren und Bart, der mit erhobenem Arm und Beil in der Hand an der Kreuzung von Skalitzer Straße und Oranienstraße allein hinter einem eilig davon fahrenden Polizeitransporter her gerannt war oder aber die Frau, die im Business-Kostüm auf dem Bürgersteig gekniet und mit bloßen Händen dort Pflastersteine ausgegraben hatte. . .