Nach und nach also waren kleine Geschäfte, waren Blumenläden und Gemüsehändler, Eier-Schulz und Kartoffel-Krohn aus der Wrangelstraße verschwunden. Auch der Penny-Markt, einer der Supermärkte, die in jener weit zurückliegenden Mai-Nacht einst geplündert worden waren, hatte irgendwann schließlich zugemacht und die kleine Schar von Obdachlosen, die sich dort Tag für Tag schon am frühen Morgen vor dem Laden versammelt und geduldig auf dessen Öffnung gewartet hatte, war ein kleines Stück weiter die Straße hinauf bis zum Kaisers oder Rewe-Markt gezogen.
Manche glaubten zu wissen, dass der Grund für die Schließung des Penny-Marktes die für einen Supermarkt vergleichsweise kleine Verkaufsfläche gewesen sei, die nicht mehr in das aktuelle Konzept und Geschäftsmodell der Ladenkette gepasst habe.
Andere wiederum sagten, es hätten -so wie damals bei der Schließung des Obi-Marktes am Kottbusser Tor- einfach zu viele Kunden den Laden verlassen, ohne dabei zuvor für die von ihnen mitgenommenen Waren zu bezahlen, was am Ende dann aus Sicht der Betreiber schließlich nicht mehr rentabel gewesen sei. . .
Später dann stand der ehemalige Pennymarkt über mehrere Jahre hinweg leer, eine seltsam anmutende Brache inmitten einer unablässigen Woge des Wandels, der Verdrängung und Spekulation.
Heute befindet sich darin ein türkischer Supermarkt nach dessen Öffnung innerhalb kurzer Zeit damals zwei der bis dahin noch in der Straße verblieben gewesenen drei Obst- und Gemüseläden aufgegeben hatten.
Beim Hineinkommen mag sein Inneres dem Betrachter wie eine Kombination aus modernem Discount und Bazar erscheinen.
Aus den Lautschprechern dringen traditionelle türkische Melodien während gleichzeitig Kamera und ein Flachbildschirm am Ausgang die einkaufenden Kunden überwachen.
Auch im Angebot der Waren selbst spiegelt sich der auch hier längst begonnene kulturelle Umbruch wider. Im Vorbeigehen sieht man in den langgezogenen Regalen neben türkischen Süßigkeiten, Gewürzen und Tee, neben Obst- und Gemüsekonserven auch Fertiggerichte, tiefgefrorene Köfte und Halal food Burger, Linsen- oder Pansensuppe in Tüten.
Von außen wirbt der Supermarkt für sein Sortiment mit täglich mediterraner Frische und in den Auslagen draußen sind Kisten und Kartons mit Gemüse und Obst ausgestellt, Zwiebeln, Paprika, Kartoffeln und Tomaten, frische aufgeschnittene Melonen, Ananas und Bananen, Trauben, Erdbeeren.
Ich aber gehe Tag für Tag daran vorbei und kaufe weiter bei Bizim Bakkal. . .