Brennende Autos – Teil 7

In ihrer Kritik der “derzeitigen Situation in proletarischen Stadtteilen“ hatte die Gruppe die “vielfach tiefe“ Spaltung der eigenen Klasse beklagt, Nihilismus und Sprachlosigkeit. In der eigenen Sprache aber hatte man, ohne Blick und Gespür für die jüngere deutsche Vergangenheit, die vermeintlichen Klassenfeinde mit Schädlingen verglichen und als “Parasiten” bezeichnet.

Die Gedankenlosigkeit in der Wortwahl, der oftmals martialisch anmutende Ton in den eigenen Stellungnahmen, die fragwürdige Definition von politischen Gegnern und die umstrittene Auswahl von Anschlagszielen und Mitteln hatten indes nicht allein jene weitgehende Isolierung der Gruppe innerhalb der Linken zur Folge gehabt.

Sie hatten gleichzeitig auch den Blick von den eigentlichen Problemen im Stadtteil, dem voranschreitenden Gentrifizierungsprozess abgelenkt, und einen möglichen Zusammenschluss aller davon Betroffenen mehr erschwert als erleichtert.

Während jedoch den Mitgliedern von Klasse gegen Klasse mangelnde Resonanz und der fehlende Rückhalt innerhalb der “eigenen Klasse“ nicht entgangen waren, und man selbst diese auf “die Identifizierung vieler mit der kapitalistischen Dreckskultur“ zurück zu führen versucht hatte, eine “relative materielle Abgesichertheit von Teilen unserer Klasse“ und “fehlende proletarische Widerstandstradition in ganz Deutschland“ , war die Gruppe in den Leitmedien jener von ihr bekämpften “Mittelklasse“ längst zum Mythos erhoben worden.

Wie zuvor, in den 80er Jahren schon die Kübel-Gruppe und die sogenannte “Kiez-Miliz“, wurde sie in der Öffentlichkeit als Phänomen behandelt, dessen eigentliche Bedrohlichkeit gerade deswegen erwiesen zu sein schien, weil man so wenig darüber aussagen konnte und wusste. . .

Der “Spiegel“, dem es seinerzeit dabei nie hatte richtig gelingen wollen, an verwertbare Insiderinformationen zu gelangen, und der angesichts seiner mitunter offensichtlichen Ahnungslosigkeit, was die tatsächlichen Zusammenhänge und Strukturen innerhalb der autonomen Szene betraf, in dieser selbst damals spöttisch als “Bild am Montag“ bezeichnet worden war, hatte aus der Not schließlich eine Tugend gemacht:

Da es offenbar an geeigneten Informanten aus der Szene mangelte, die bereit waren mit den eigenen Reportern zu reden, hatte man in einem Spiegel-Artikel von einem “Gesetz des Schweigens“ in Kreuzberg gesprochen.

Die Gruppe Klasse gegen Klasse aber, über deren mögliche Zusammensetzung und Mitgliederzahl man dabei stets im Ungewissen geblieben war, war im gleichen Artikel als “Geheimbund“ bezeichnet worden. So war zuguter Letzt zum Geheimnis erklärt worden, was in Wirklichkeit mehr Ernüchterndes als Geheimnisvolles beinhaltet hatte. . .

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