Wrangelstraße – Blogroman: Informationen zu Text und Projekt
Nach voraus gegangener Planung und dem Start des Projekts Ende 2008 wurde im Januar 2009 die erste Romansequenz von Wrangelstraße ins Netz gestellt.
Im Zentrum der komplex angelegten aus der Persepektive des Ich-Erzählers heraus erzählten Geschichte des Blogromanes stehen Leben und Alltag der Menschen in Kreuzberg, geht es um Liebe, Kunst und Politik in der Zeit vor und nach dem Mauerfall in Berlin.
Anhand wirklicher und fiktiver Ereignisse, Begebenheiten und Personen wird die Geschichte des Kreuzberger Wrangelkiezes und seiner Bewohnerinnen und Bewohner von den Achtziger Jahren bis in die Gegenwart hinein verfolgt.
Neben Alltagsbeobachtungen- und Geschichten soll dabei auch der Einfluss der “Großen Geschichte“ auf das konkrete Leben und Schicksal der Menschen thematisiert werden, geht es auch um Ereignisse wie den Mauerfall und die Wiedervereinigung Deutschlands oder aber die Kreuzberger Mai-Unruhen im Jahre 1987.
Parallel dazu soll ein zeitgeschichtliches Portrait der 81er -Generation in ihrem damaligen Aufbruch zwischen Hausbesetzungen, Autonomie und “Gefühl und Härte“, ihren Sehnsüchten, Wünschen und Zielen und ihrer späteren Entwicklung entstehen, geht es gleichzeitig auch um die Auseinandersetzung mit der 68er-Generation und den aktuellen sozialen Bewegungen, um die Frage nach der Veränderbarkeit der Welt, ihren Möglichkeiten und Grenzen.
Dabei werden die einzelnen Passagen des Blogromanes jeweils zeitnah nach ihrer Entstehung Online gestellt. Auf diese Weise können die Leserinnen und Leser die Entstehung und Entwicklung des Romantextes im Netz quasi in Echtzeit mitverfolgen.
Zugleich können sie das Gelesene mit ihren Kommentaren interaktiv begleiten.
Die Veröffentlichung der jeweiligen Kapitel des Romanes in “Echtzeit” ist dabei auch für mich etwas vollkommen Neues und in jedem Falle ein Experiment.
Manche Abschnitte der Geschichte werden in einer denkbaren späteren Druckversion des Romanes womöglich in leicht veränderter Form oder mitunter auch an anderer Stelle innerhalb des Textes erscheinen, so etwa die unter der Rubrik Anhang zusammengefassten und kursiv gehaltenen Abschnitte.
Reflexionen über die Arbeit am Text und die wechselnden Stimmen und Kommentare der Leserinnen und Leser sollen im Verlauf der Geschichte in eigenen Sequenzen in den Romanzusammenhang einfließen.
An dieser Stelle sollte von meiner Seite aus kein Autorentagebuch entstehen und auch keine Literaturwerkstatt.
Sollte aber seitens der Leserinnen und Leser ein Interesse an einer Art Arbeitsprotokoll, einem begleitenden Text zum Text bestehen oder aber auch an einem weiterführenden Diskurs zum Thema Netzliteratur/ literarische Arbeit im Netz bitte ich um entsprechende Anregungen, Anfragen, Kommentare und Mitteilungen.
Eine Möglichkeit der Kontaktaufnahme zum Autor oder aber zur Diskussion und zum Austausch mit anderen Leserinnen und Lesern besteht dabei auch über Facebook.
Mein besonderer Dank gilt hier noch einmal Allen, die mich bei der Umsetzung des Projektes begleitet und in inhaltlichen wie in technischen Fragen unterstützt und beraten haben, und, last not least, Ian Stewart für das von ihm gestaltete und von mir nur leicht modifizierte Theme.
Sebastian Kraus, März/ April 2009
Nachtrag. . .
Während ich in meiner Arbeit den Begriff Literaturwerkstatt bzw. Romanwerkstatt seinerzeit ganz bewusst zu vermeiden gesucht habe, um Verwechslungen oder ungewollte Assoziationen mit Autoren-Workshops oder aber auch mit kollaborativ konzipierten und verwirklichten literarischen Projekten auszuschließen, wurde dieser in verschiedenen Publikationen auch im Zusammenhang mit dem laufenden Blogroman-Vorhaben verwandt.
Gemeint waren damit die vorhandene Transparenz im Entstehungsprozess des Textes und die Reflexion seiner unterschiedlichen Erzählebenen- und Instanzen innerhalb des Romanzusammenhangs selbst.
Unterdessen sind im deutschsprachigen Raum auf “Wrangelstraße” und den in etwa zeitgleich begonnenen Blogroman “60 Grad” von Karen Liller bereits weitere Blogroman-Projekte gefolgt.
Vor diesem Hintergrund sehe ich der weiteren Entwicklung des noch jungen Genres mit Spannung entgegen.
Sebastian Kraus, Berlin-Kreuzberg, Juni 2010