Eine Liebesgeschichte in Kreuzberg Teil 2

Zum Feierabend fährt Hermann in die Firma zurück. Auf dem “Platz”, dem Betriebshof, trifft er Thinh, einen vietnamesichen Kollegen von ihm. Scherzhaft klopft ihm Thinh auf die Schulter: “Na wie ist die Welt heute- ganz bunt oder ganz grau?”

Hermann, der darauf nichts zu antworten weiß, brummt: “Quatschkopf”. Ein paar Meter entfernt von den beiden steht Marco, ein Skinhead und Fahrerkollege der beiden. “Hat ne ganz schöne große Schnauze, der Kleine”, sagt Marco zu Hermann gewandt.

Und als Hermann darauf nichts erwidert: “Scheiß Fitschies”.

Nach dem Duschen und Umkleiden fährt Hermann mit seinem Auto nach Hause. In der Nacht aber kreisen seine Gedanken um Lena. In Hermanns Phantasie sind die beiden allein dort im Imbiß. Sie steht auf einer Leiter, die mit einem Male zu schwanken beginnt. Lena stürzt. Hermann fängt sie in seinen Armen auf. Plötzlich stehen sie dicht an dicht, Arm in Arm voreinander . . .

Früh um viertel nach fünf geht Hermanns Wecker. Er steht auf und begibt sich zur Arbeit. Im Pausenraum der Firma sind bereits mehrere seiner Kollegen versammelt. Es ist Freitag. Man begrüßt sich, man spricht über das kommende Wochenende. Hermann steigt in den Tankwagen und beginnt seinen Arbeitstag.

In der Mittagspause besucht er wie am gestrigen Tage den Imbiß. Lena trägt den gewohnten Kittel, hat ihr Haar aber dieses Mal mit einer Haarspange geordnet. Hermann, der es sogleich bemerkt, schaut sie überrascht an. Lena, die seinen Blick registriert, lächelt: “Hallo, Hermann. Und was darfs heute sein? So wie üblich?”

Kurz vor Feierabend sieht Hermann auf dem Rückweg zur Firma einen anderen Tankwagen am Straßenrand und hält neben ihm an. Vorn am Steuer sitzt Thinh. Sie begrüßen sich. Hermann schaut auf die Armbanduhr: “Bißchen früh noch, um reinzufahren.” Thinh nickt: “Zehn Minuten.” Beide zünden sich eine Zigarette an.

Letzte Woche erst habe er fünf Minuten vor Feierabend noch eine weitere Tour bekommen, erzählt Thinh. Er will etwas von einem Gerücht gehört haben, daß von Seiten der Firma geplant sei, in Zukunft die Arbeitszeit zu verlängern. Aber Hermann winkt ab: “Erst mal abwarten. So schnell schießen die Preußen nicht”. Thinh, der die Redewendung nicht kennt, schaut ihn überrascht an: “Die Preußen?” “Na ja, sagt man doch so”, erklärt Hermann. Hermann schaut auf die Uhr. “So ich denke, jetzt können wir so langsam.”

Wieder in seiner Wohnung schaut Hermann noch etwas fern. Vor dem Einschlafen aber kreist Hermanns Phantasie wie am Vorabend um Lena. Beide, Lena und er, sind allein dort im Imbiß, nur daß Lena ihr Haar diesmal anders trägt. Beide sehen sich an. Lena lächelt und öffnet verführerisch ihre Lippen . . .

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