Eine Liebesgeschichte in Kreuzberg Teil 12

Lena schaut aus dem vergitterten Fenster des Polizeitransporters hinaus, während Hermann ihr im Tankwagen folgt. Er versucht Lena etwas zu zurufen. Lena jedoch kann ihn durch das geschlossene Fensterglas hindurch nicht hören. Hermann gestikuliert Lena mit den Händen, er winkt ihr zu.

Lena muss bei Hermanns Anblick, der sich mit seinem Wagen mal hinter, mal neben ihr befindet, unwillkürlich lächeln. Doch im gleichen Moment stehen Tränen in ihren Augen. Sie winkt Hermann zurück.

An einer Straßenkreuzung sieht sich Hermann gezwungen zu bremsen, während der Polizeitransporter mit Lena darin geradeaus weiter fährt. Ihm bleibt nicht anderes übrig als solange zu warten, bis die Ampel vor ihm wieder auf Grün springt.

Als Hermann wenig später am Flughafen Schönefeld eintrifft, sieht er draußen vor dem Eingangsbereich den parkenden Polizeiwagen stehen.

Hermann sieht wie man Lena und die anderen Frauen gerade aus dem Transporter aussteigen lässt und in Handschellen wegführt. Er hält an und springt aus seiner Fahrerkabine. Hermann ruft Lenas Namen.

Lena dreht sich noch einmal zu ihm, wird aber schon im nächsten Moment von einem Uniformierten am Arm fortgezogen. Gleich darauf ist sie im Inneren des Flughafengebäudes verschwunden.

Hermann bleibt nichts anderes übrig, als umzukehren. Bei seiner Ankunft in der Firma wird er vom Junior-Chef zur Rede gestellt.

Der fragt ihn, was er eigentlich den ganzen Tag über getan habe. Hermann, der beteuert, dass es sich um einen dringenden Notfall gehandelt habe, bietet dem Junior-Chef an, das Versäumte noch am gleichen Tag nachzuholen und so viele Überstunden zu machen wie nötig.

Der jedoch schüttelt dazu nur den Kopf: „Nein. Ich denke, Sie brauchen heute keine Überstunden mehr zu machen. Und wissen Sie, was das Schönste ist?“, sagt er zu Hermann gewandt, „Sie brauchen auch morgen früh nicht mehr wieder zu kommen.”

Als Hermann anschließend in den Umkleideraum der Firma kommt, hat sich das Gerücht um seine Kündigung offenbar bereits schon herumgesprochen. Und so schauen die anderen Fahrer den gerade Entlassenen mit einer gewissen Scheu und Verlegenheit an. Es herrscht betretenes Schweigen.

Nur in Thinhs Miene liegt offenes Bedauern. Er reicht Hermann die Hand. Sie verabschieden sich voneinander.

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