Von Genialen Dilettanten und anderen wunderbaren Menschen Teil 7

Immer abwechselnd daraus trinkend hatten wir die Sektflasche im Wagen herum gereicht, die Steffen hinter mir auf der Rückbank geöffnet hatte, und ich war dabei immerfort geradeaus an der Hochbahn entlang gefahren, an der Möckernbrücke und am Halleschen Tor, an der Prinzenstraße vorbei. . .

Kurz bevor wir das Schlesische Tor erreicht hatten, hatte sich Michael wieder zu mir nach vorne gebeugt:„Du musst vorn an der Ampel links abbiegen und dann gleich wieder rechts in die Pfuelstraße.“ „Und zu welcher Hausnummer müssen wir genau hin?“, hatte ich ihn gefragt. „Nummer fünf.“

Unweit davon entfernt hatten wir einen Parkplatz gefunden, direkt an der Spree, und vom Ufer aus hatten wir, angesogen, durchdrungen vielleicht von dem gleichen Gefühl, auf das vor uns liegende Wasser geblickt, auf die andere Seite herüber, die, wie die gesamte Spree an dieser Stelle schon zum Ostteil gehörte.

Drüben, nah am anderen Ufer, war ein Patrouillenboot der Grenztruppen langsam den Fluss hinauf gefahren, und in Abständen hatte man dort die Wachttürme an der Mauer gesehen. Vor uns am Uferrand aber hatte ein Schild gestanden mit der Aufschrift Achtung Lebensgefahr! Wasserstrasse gehört zum Ostsektor von Berlin.

Sagt mal ist euch nicht auch langsam kalt“, hatte Carolin schließlich gefragt, wollen wir nicht langsam reingehen?“ „Ja“, hatte Michael zugestimmt, „lasst uns reingehen.“

Ich aber hatte noch einen Augenblick dort verweilt und die Krananlagen und alten Speichergebäude drüben betrachtet, auf die halb zerstörte, halb zerfallene und für den Verkehr gesperrte Oberbaumbrücke geschaut, deren angegriffenes Mauerwerk, deren abgebrochene stumpfe Türme im fahlen Licht gleichsam irreal, märchenhaft und verwunschen erschienen.

In der Pfuelstraße Nr.5  befand sich ein aus mehreren ineinander mündenden Höfen bestehendes altes Gewerbegelände und die Party, von der Michael erfahren hatte, sollte irgendwo hier in einer der Fabriketagen stattfinden.

Suchend hatten wir zunächst den vorderen und zur Straße gelegenen Innenhof durchquert, an den dunklen und zum Teil auch erleuchteten Fensterreihen hinauf gesehen.

Weißt du noch welcher Aufgang und Hof es sein sollte?“ hatte ich Michael gefragt „Eben nicht“, hatte Michael geantwortet. „Tja, da können wir jetzt lange suchen“, hatte Martin erwidert.

Dann aber war im angrenzenden Nachbarhof das entfernte Geräusch von Musik und von Stimmen zu uns herüber gedrungen und Carolin, die ein paar Meter vor uns ging, hatte sich zu uns umgewandt: „Los, da vorn muss es irgendwo sein.“

Gleich darauf hatten wir auch den richtigen Aufgang gefunden. Und schon von unten, während ich hinter Carolin und den Anderen her die Stufen hinauf zu steigen begann, hatte ich die Musik dort im Treppenhaus vernommen, die unverkennbare Stimme von Jello Biafra, der gerade Holiday in Cambodia von den Dead Kennedys sang . . .

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