Von Genialen Dilettanten und anderen wunderbaren Menschen Letzter Teil

Ich kann mich noch entsinnen, dass es bei unserem Eintreffen auf der Party so voll gewesen war, dass wir Mühe gehabt hatten, durch das dichte Gedränge hindurch vorwärts zu kommen und vom Eingang aus weiter vorzudringen hin zum eigentlichen Geschehen.

Und ich erinnere mich noch daran, dass ich damals beeindruckt gewesen war von der unerwarteten Weitläufigkeit des Raumes, seiner hohen Decke, seinen lang gezogenen weißen Wänden und den großen fast bis oben hinauf reichenden Fabrikfenstern.

Während man den hinteren Teil der Etage durch eine Fensterwand abgetrennt hatte und offensichtlich als Schlaf- und als Wohnraum benutzte, schien der vordere Bereich gleichermaßen als Werkstatt, Küche und Atelier zu dienen.

Dort hatten sich bei unserer Ankunft vielleicht an die einhundertfünfzig bis zweihundert Menschen aufgehalten.

Carolin, die auch hier wieder irgendwelche Leute, die sie kannte, getroffen und begrüßt hatte, war bereits beim Hereinkommen hinter uns zurück geblieben und von da an aus unserem Blickfeld verschwunden. Wir aber waren bis zu einem improvisierten Tresen am anderen Ende des Raumes gelangt, an dem es Getränke gab.

Heute weiß ich nicht mehr, was im Einzelnen noch geschehen war und worüber wir sprachen. Martin, dem es von Anfang an viel zu voll und zu laut gewesen war auf der Party, war bereits früh gegangen und auch Steffen und Michael waren irgendwann später aufgebrochen.

Das Fest hatte um diesen Zeitpunkt herum bereits seinen Höhepunkt überschritten und der Raum hatte sich nach und nach schon zu leeren begonnen. Ich aber hatte mich nicht von dort los lösen können und von Zeit zu Zeit Ausschau gehalten nach Carolin.

Schließlich waren wir uns wieder begegnet. Carolin hatte an einem der Fenster gelehnt, die zum Wasser hinaus gingen, und ich war auf sie zu getreten, nachdem sie mich gleichfalls erkannt hatte.

Na.“ „Na“ „Und gefällt es dir hier?“„Ja- Und dir?“ „Mir auch. Ist es nicht total schön hier?““Ja“, hatte ich ihr geantwortet und ich hatte sie, auf den Becher in ihrer Hand blickend, gefragt „Kaffee?“ „Ja, ich glaube, ich werde langsam müde- Vielleicht sollten wir bald mal aufbrechen . . . “

Damals hatte Carolin nur ein paar Straßen entfernt von mir gewohnt und so waren wir vom Schlesischen Tor aus gemeinsam mit der U-Bahn gefahren und am Ende der Fahrt an der gleichen Station ausgestiegen.

Ich hatte Carolin, die sogleich wieder draußen zu frösteln begonnen hatte, angeboten, sie noch bis zu ihrer Haustür zu begleiten und als wir vor dem Haus angelangt waren, hatte sie mich gefragt: „Sag mal hast du nicht auch noch Lust, einen Kaffee zu trinken?“

Oben in ihrer Wohnung hatte Carolin eine kleine Espresso-Kanne auf den Herd gesetzt. Beide hatten wir in der Küche gesessen und den starken Kaffee getrunken.

Und wie zuvor auf der Fahrt zu der Party als sie neben mir saß im Auto, hatte Carolin eine Zigarette zu drehen begonnen und sie angezündet, mir gereicht: „Möchtest du?“

Bald darauf, nachdem wir beide auf geraucht hatten, hatte Carolin sich von ihrem Platz erhoben und gestreckt: „Mensch, ich bin total müde. Ich glaube, ich muss jetzt allmählich mal wirklich ins Bett“, und ich hatte genickt und war ebenfalls aufgestanden, um mich zu verabschieden.

Dann, einen Augenblick später aber hatte Carolin sich noch einmal zu mir umgewandt. Und mit anderer Stimme, nachlässig, träge, weich hatte sie noch hinzu gefügt: „Du kannst hier schlafen, wenn du magst. . .“

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