Immer radikal, niemals konsequent

Um das Leben der Menschen zu verändern und aus seinen bestehenden Schranken lösen zu können, mussten nicht allein die vorhandenen politischen und sozialen Verhältnisse in Frage gestellt werden, sondern auch jene ihnen zugrunde liegende scheinbar unverrückbare Ordnung.

Die Begrenzungen einer Wirklichkeit, eines Denkens, dessen ideologische Basis in jenem notwendig falschen Bewusstsein begründet lag, von dem Marx einst geschrieben hatte, mussten notwendigerweise überwunden werden.

Und zugleich jene damit verbundene Vorstellung, die die Freiheit des Einzelnen mit der Freiheit des Marktes gleichgesetzt und die wirtschaftlichen und sozialen Priviliegien einer Minderheit innerhalb der Bevölkerung über die Interessen der Mehrheit gestellt hatte.

Die von Staat und Gesellschaft definierten Normen und Gesetze, die dem einzuleitenden Befreiungsprozess entgegen standen, aber galt es, wo es notwendig war, zu überschreiten.

Denn vor dem Hintergrund jenes falschen Lebens und einer von Grund auf neu zu schaffenden, neu zu ordnenden und gestaltenden Welt konnten Möglichkeiten und Grenzen des eigenen Handelns nicht durch Regelwerke und durch Festlegungen und überkommene Verbote gerade jener definiert und bestimmt werden, deren einziges Interesse darin bestand, mit allen Mitteln und um jeden Preis am Bestehenden und der eigenen Macht festzuhalten.

Nicht die Frage von Legalität oder Illegalität konnte also im Zentrum der Entscheidungen über das politische Handeln und Vorgehen stehen, sondern einzig und allein dessen Legitimität und Verantwortbarkeit, dessen Notwendigkeit im bestimmten Moment.

Das Besetzen von leer stehendem und zu Spekulationszwecken missbrauchtem Wohnraum oder aber das Aufhalten von Atomtransporten ins Wendland aber waren vor diesem Hintergrund ethisch zulässige und begründete Formen des Protests und der Wiederaneignung gewesen.

Und der Widerstand gegen staatliche Repression, polizeiliche Übergriffe, gegen Willkür und Gewalt war ein untrennbarer Bestandteil eines elementaren Rechts der Menschen auf Veränderung der sozialen Verhältnisse, auf Verteidigung der persönlichen Freiheit, auf politische Selbstbestimmung und damit, wie ich damals befand, zweifellos legitim. . .

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Erster Teil und getagged , , , , , , . Bookmarken: Permanent-Link. Post a comment oder ein Trackback hinterlassen: Trackback-URL.

Kommentar hinterlassen

Ihre E-Mail wird niemals veröffentlicht oder verteilt. Benötigte Felder sind mit * markiert

*
*