Brennende Autos – Teil 9

Die Entwicklung, so scheint es, wiederholt sich nach einem stets wiederkehrenden Muster- auch wenn ihr letztendlicher Ausgang in diesem Falle noch nicht absehbar und entschieden sein mag. Was mag in fünf, was in zehn Jahren sein?

Zu der plötzlichen Anziehungskraft des einstigen “Problembezirks“ und “sozialen Brennpunktes“ auch für einkommensstärkere Schichten und der ungebrochenen Attraktivität von Gebieten wie dem Wrangelkiez etwa für Studenten oder Medien- und Kulturschaffende aus dem westlichen Ausland, die trotz steigender Mieten hier immer noch weitaus günstiger wohnen und leben können, als in anderen europäischen Metropolen oder aber den USA, kommen weitere Faktoren hinzu, die den eingeleiteten Wandel voran treiben und beschleunigen.


So hat- neben der durch gezielte Ansiedlungen und durch groß angelegte Investoren-Vorhaben wie das Mediaspree-Projekt forcierten und von Seiten des Berliner Senats geförderten “Aufwertung“ und “Belebung“ des Kiezes- nicht zuletzt auch die Entstehung touristischer Zonen wie etwa in der Schlesischen Straße zu einer sukzessiven Verdrängung der “Locals“ aus den ihnen vertrauten Wohngebieten und nachbarschaftlichen Strukturen beigetragen.


Die rasante Entwicklung der Gegend um das Schlesische Tor herum zur Ausgehmeile und zum Ausflugsziel und touristischen Urlaubsgebiet hat dabei nicht allein die Gewerbemieten für die Laden und Kioskbesitzer in die Höhe getrieben.


Ebenso angestiegen sind in diesem Zusammenhang auch die Lebenshaltungskosten und Preise für die übrige dort im Kiez lebende Bevölkerung. Der Umbau ehemaliger Mietshäuser zu Gästeunterkünften und Hostels wiederum brachte zu der ohnehin stark angestiegenen Nachfrage nach Wohnraum eine zusätzliche Verknappung des vorhandenen Angebotes an Mietwohnungen in Kreuzberg mit sich und zugleich einen weiteren Zustrom von Besuchern.


Dies aber führt zu einer zunehmenden Überlagerung von Alltags- und Lebenswelt der hier wohnenden Menschen durch das touristische Leben, dessen Präsenz und Infrastruktur: zu einer fortschreitenden Entwirklichung des urbanen Raumes, der Verwandlung von Straßen und Plätzen in Foto- und Postkartenmotive, Bilder und Kulissen.


Und im gleichen Zug zu einem Verlust städtischer und gesellschaftlicher Freiräume und Nischen, dem Verschwinden authentischer Orte. . .

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