Während Stadtentwickler, Eigentümer und Investoren auf eine weitere “Aufwertung” und “Veredelung des Wohnumfeldes” im Wrangelkiez und in anderen Teilen Kreuzbergs setzen, regt sich unter den von der fortschreitenden Umstrukturierung im Stadtteil betroffenen Menschen zunehmend Widerstand.
Anders als noch in den Neunzigerjahren setzen neue gentrifzierungskritische Initiativen wie die “Wir bleiben Alle!”- Kampagne in Berlin heute auf gemeinsame Bündnisse aller Betroffenen, auf ein gleichberechtigtes Nebeneinander unterschiedlicher politischer Ansätze, Interventions – und Aktionsformen.
Mieterprojekte wie die “Steigende Mieten Stoppen!”-Kampagne arbeiten an einer breiten Vernetzung von Stadtteilgruppen und Mieterläden, Basisinitiativen und alternativen Hausprojekten, die zugleich aber auch längst bestehende Institutionen wie die Mieterberatungen von Mieterbund und Mieterverein mit einzubeziehen versucht:
Eine Entwicklung die von Seiten der offiziellen Politik, so scheint es, nicht voraus gesehen worden war und mit Sorge betrachtet wird. Und deren mögliche Konsequenzen für die eigenen Stadtentwicklungsvorhaben man auf unterschiedliche Art und Weise einzudämmen versucht.
So wurde der im Jahre 2008 von der “Bürgerinitiative Mediaspree versenken!” initierte und mit einem Wählervotum von knapp 87 Prozent der Wähler entschiedene Bürgerentscheid, der sich gegen die geplante Bebauung des Spreeufers im Rahmen des Mediaspreeprojekts gerichtet hatte, vom Berliner Senat schlichtweg übergangen: mit dem Hinweis darauf, dass das Votum rein rechtlich gesehen nicht bindend sei.
Öffentliche Demonstrationen, die sich mit der heiklen Thematik von Mieterhöhungen und Gentrifizierung befassen, werden von massiven Polizeiaufgeboten flankiert- mit Verweis auf die vermeintlich hohe Gewaltbereitschaft der Demonstranten, zu deren neuerlichem Beweis unlängst erst in einem anderen Zusammenhang die Falschmeldung über eine angeblich von Linksautonomen im Verlauf einer Demonstration gegen Sozialabbau in Berlin gezündete Splitterbombe in den Medien lanciert wurde.
Im gleichen Zug werden Hausbesetzungen mit dem Ziel einer alternativen Nutzung leer stehender Gebäude in der Stadt seitens des derzeit regierenden Rot-roten Berliner Senats ebenso rasch und gewaltsam unterbunden, wie einst unter den CDU-Senatoren Kewenig und Lummer. . .