Immer radikal, niemals konsequent Teil 3

Mehrfach schon hatte Carolin mir von einer neu gebildeten Studentengruppe erzählt, die sich einmal in der Woche in Kreuzberg traf und die zusammen gekommen war, um über politische Themen zu diskutieren und gemeinsame Aktionen zu planen.

So hatte ich Carolin, die nicht locker gelassen hatte, bis ich irgendwann zugestimmt hatte, einmal mitzukommen und an einem der Treffen teilzunehmen, zu guter Letzt eines Abends dorthin begleitet.

Als Adresse hatte Carolin mir das Kuckucksei genannt, eine Kneipe, die sich unweit vom Schlesischen Tor in der Wrangelstraße zwischen Cuvry- und Falckensteinstraße befinden sollte, und bei meiner Ankunft dort hatte Carolin bereits draußen vor dem Eingang gestanden und auf mich gewartet: “Hallo, na. Wie geht’s dir?“

Die Zusammenkunft hatte oberhalb des eigentlichen Kneipenraumes stattgefunden, in einem abgetrennten kleinen Raum, in dem man ungestört reden konnte, und in dem sich bei unserem Eintreffen bereits etwa zwei dutzend Menschen eingefunden hatten.

Unter all diesen unbekannten neuen Gesichtern hatte ich zu meiner Überraschung indes auch ein paar bekannte entdeckt.

So war ich dort nicht nur Klaus und Christian wieder begegnet, die ich seinerzeit, so wie Carolin damals auch, im ersten Semester in einer Vorlesung über Politische Ökonomie und materialistische Bewußtseinstheorie an der Freien Universität kennen gelernt hatte, in einer Arbeitsgruppe jenes legendären Kapital-Kurses von Professor Haug.

Neben ihnen hatte ich auch eine blasse und stille, stets ein klein wenig unsicher und nervös wirkende junge Frau dort entdeckt, mit der ich im vergangenen Semester noch ein Seminar am Institut für Philosophie besucht und gemeinsam ein Referat über Das Schöne bei Kant ausgearbeitet hatte, Sabrina, deren Anwesenheit ausgerechnet an diesem Ort ich keineswegs erwartet hatte.

Überraschend für mich aber war es vor allen Dingen gewesen, neben Steffen, von dessen Teilnahme an der Gruppe ich bereits gewusst hatte, auch Martin dort anzutreffen.

Martin aber hatte mich beim Hereinkommen mit einem skeptischen, leicht gequält wirkendem Lächeln angesehen und begrüßt, das mir ohne Zweifel verriet, das auch er, Martin, eher unverhofft der Begeisterung und der sanften Überredungskunst Carolins erlegen und am Ende gefolgt war, die auch mich schließlich hierher geführt hatte. . .

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