Das Getane, schon Erlebte ist, was vor, das noch Ungeschehene was hinter mir liegt. . .
Die Sirenen jedoch sprechen mich frei von Versäumnissen und von vertanen Chancen, meinen früheren Vorhaben, unverwirklichten Plänen, niemals eingelösten Versprechen, von Erwartungen und Enttäuschungen, der Notwendigkeit irgendetwas zu tun, irgendetwas beginnen zu müssen, zu erreichen.
Ihre Worte erscheinen mir seltsam vertraut: Es sind meine Gedanken, die sich in ihren wieder finden, meine eigenen Erinnerungen nur in anderen Mustern geordnet, neu zusammengeführt und erscheinend, einem Text ohne Anfang und Ende, einem bloßen Refrain, gleichförmig wie der Wellengang des Meeres bei ruhiger See, Stillstand und Bewegung zugleich.
„Vielleicht sind es ja deine eigenen Gedanken und Erinnerungen“, sagt die Helltönende andeutungsvoll, „vielleicht aber auch nicht. Und was macht das schon für einen Unterschied?“.
Die Sanfte aber fragt: „Warum wunderst du dich? Und worüber? Hattest du etwas anderes erwartet?“
Und als ich darauf nichts entgegne fährt sie fort, ohne Ungeduld in der Stimme: „Es ist deine Erinnerung und auch meine, wie wir deine Erfindung sind und du unsere bist . . .“
Eine Pause entsteht, füllt sich mit Halbgedanken und Bildern. In Erinnerungsschleifen kreisend ändert sich das Zurückliegende und mit ihm meine Gegenwart. Das Geschehene und das Jetzt werden zur bloßen Möglichkeit, zur Erzählung, die genauso gut einen anderen Beginn haben könnte, einen anderen Ausgang.
Ich spüre wie die Worte in ihrer Wiederkehr, Wiederholung an Gewicht und Bedeutung verlieren, wie die Sprache verebbt, in mir nachklingt wie entfernte Stimmen am Strand.
Im Gesang der Sirenen aber klingt zugleich das Versprechen mit einer anderen, neuen Sprache mit, einer Landschaft aus Zeichen, aus Wortdünen, Meerschrift, Muschelalphabeten.
„Worauf wartest du noch “, sagt die Überredende, “du bist da, wo du immer schon hingewollt hast, du erinnerst dich, damals schon. Warum zögerst du noch?“
Und für einen Moment spüre ich einen sanften Sog. . .