Osram Teil 7

Auch bei Osram waren die Anlagen und Maschinen hin und wieder ausgefallen, war mitunter das Band eine Zeit lang zum Stillstand gekommen.

Hatte ich aber anfänglich noch jene plötzlich eintretenden Pausen manchmal insgeheim in Gedanken herbei gesehnt, sollte ich diese Unterbrechungen späterhin fast als störend empfinden.

Denn da im Voraus nie abzusehen gewesen war, wie lange es dauern würde, um die aufgetretene Störung zu beseitigen und nie klar gewesen war, wann das Band wieder weiter laufen würde, war es nicht möglich gewesen, sich in der Zwischenzeit von der Maschine zu entfernen, oder gar an die frische Luft zu gehen und draußen zu rauchen.

Also hatte ich mit jener unverhofft gewonnenen freien Zeit letztlich nichts wirklich anzufangen gewusst.

Und ich hatte das gleiche Gefühl, jene Ungeduld, fast Gereiztheit, die sich statt der erwarteten Erleichterung in mir einstellte, auch in den Mienen der anderen Bandarbeiter zu erkennen geglaubt, die wie ich darauf warteten, dass es weiter ging.

Sie aber hatten schweigend, starr auf das stehende Band geblickt, auf die ausgefallene Maschine, manchmal ungläubig mit dem Kopf schüttelnd, fast verärgert, empört. . .

Um nicht andauernd nach der Uhrzeit zu schauen, hatte ich mich zu zwingen versucht, nur in Abständen noch und nicht öfter als halb stündlich meinen Blick auf die Werksuhr zu richten.

Doch auch dann, wenn ich selbst bereits glaubte, in der Zwischenzeit sei genug Zeit vergangen und wieder hinauf sah, waren es jedes Mal doch wieder nur fünf oder maximal zehn Minuten gewesen, die der Uhrzeiger weiter vorgerückt war.

Manchmal waren die Glaskolben, die ich jenem Karton neben mir entnahm, schon zerbrochen gewesen, sodass ich immer aufpassen musste, mit der Hand nicht in Scherben zu greifen.

Und vielleicht hatte in jener Empfindlichkeit und Zerbrechlichkeit der Glühbirnen auch der Grund dafür gelegen, dass ihre Herstellung noch nicht vollständig automatisiert worden war, sondern immer noch teilweise manuell von Menschen ausgeführt wurde.

Vielleicht aber war hier auch nur die menschliche Arbeitskraft billiger gewesen als die Anschaffung neuer Maschinen.

Als ich später noch einmal bei Jacobs arbeiten sollte, war mein früherer Arbeitsplatz dort verschwunden gewesen. An der gleichen Stelle, an der ich ein paar Jahre zuvor noch die Kartons mit der Hand vom Band abgenommen hatte, waren nun die Paletten automatisch bepackt worden und dann fertig vom Band gelaufen . . .

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Erster Teil und getagged , , , . Bookmarken: Permanent-Link. Post a comment oder ein Trackback hinterlassen: Trackback-URL.

Kommentar hinterlassen

Ihre E-Mail wird niemals veröffentlicht oder verteilt. Benötigte Felder sind mit * markiert

*
*