Statt sich enger zusammen zu schließen und sich neu zu vernetzen haben linke und soziale Bewegungen in den Phasen von Rückschlägen, des Zurückgeworfenseins und der eigenen Schwäche, so scheint es, gerade umgekehrt die Tendenz, sich noch mehr als zuvor aufzuspalten, zu zersplittern.
Nicht Gemeinsames, Mögliches wird gesucht sondern Trennendes und sich Ausschließendes, Unvereinbares.
So scheint ausgerechnet in den Zeiten des Stillstandes und der Flaute eine innere und dabei um sich selbst, um die eigenen Ziele und Positionen kreisende Kontroverse in den Vordergrund des Interesses zu geraten.
An die Stelle jener ursprünglich gesuchten Auseinandersetzung mit Staat und Gesellschaft und den ihnen zugrunde liegenden Strukturen, treten interne Macht- und Flügelkämpfe, tritt der Streit um die richtige Linie, um politische Führungsansprüche, Losungen und Parolen innerhalb des eigenen Lagers, treten wechselseitige Anschuldigungen, Konkurrenz und erbittert geführte Debatten.
Und je weiter die Wirklichkeit selbst von der konkreten Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit einer grundlegenden Veränderung der sozialen Verhältnisse entfernt ist, desto mehr verlagert sich jene Kontroverse auf die anzustrebende Ausgestaltung und Form einer irgendwann neu zu errichtenden Zukunftsgesellschaft. . .
Für den außen stehenden daran unbeteiligten Betrachter mag dies unsinnig erscheinen, sonderbar und bizarr.
Skeptiker und politische Gegner mögen hier einen weiteren Beweis für die Unfähigkeit der politischen Linken sehen, die Probleme der Gegenwart und der Zukunft zu lösen, da sie doch, wie es scheint, offenbar nicht einmal in der Lage ist, ihre elementarsten eigenen zu lösen, mögen hier einen weiteren Grund dafür anführen, dass die Welt, die Verhältnisse, Dinge in ihr so bleiben müssen wie sie sind.
Doch nicht alleine für diese, auch für die Übrigen, für den kritischen aber selbst keiner jener Fraktionen angehörenden Teil der Gesellschaft, bietet sich angesichts jener Vielfalt und Fragmentierung, jener Vielzahl von kleinen und kleinsten miteinander verfeindeten Gruppen und Grüppchen, deren Flugblätter, Zeitungen und Broschüren auf der Straße und am Rande von Demonstrationen verteilt werden, ein seltsam anmutendes und zugleich auch ernüchterndes Bild. . .