Von Geschichten und Geschichte – Fortsetzung Teil 4

Macht es tatsächlich Sinn von einem Verschwinden des Subjekts zu sprechen? Oder aber von einem Verschwinden der Geschichte? Ich denke, nein-

Auch wenn uns unsere eigene Gegenwart und Geschichte immer wieder entgleitet, aus den Händen gerät, die Vergangenheit uns im Rückblick darauf unbewiesen erscheinen mag und vielleicht unbeweisbar.

Oder uns zuweilen das Gefühl eines Stillstands darin überkommt und wir selbst das Gefühl haben, dass in unserem Leben eigentlich nichts geschieht.

Und auch wenn die geschichtlichen Entwicklungen und Bewegungen um uns herum sich zu wiederholen scheinen oder aber  in sich zu kreisen, die Geschehnisse darin scheinbar selbst laufend und entkoppelt sind von den individuellen Akteuren.

Geschichte entsteht dort, wo sich Dinge ereignen, über die berichtet wird, wo Geschehenes überliefert wird. Ihr Verschwinden setzt ein Ende der Ereignisse voraus. Oder aber der Nachricht davon.

Was aber lässt uns annehmen, dass die Menschen in früheren Zeiten mehr Subjekt waren als jetzt? Dass sie in ihren Entscheidungen, ihrem Willen und Bewusstsein, ihrer Information, ihrer Wahrnehmung und Deutung der Welt autonomer waren und mehr Individuum als heute?

Wo liegt hier das Verschwundene, das Verschwinden?

Die von Herbert Marcuse beschriebenen Mechanismen der Manipulation durch das Fernsehen, durch Werbung und Politik zeigen wie die von Burroughs entworfenen alptraumhaften Bilder und Szenarien des modernen Amerikas den Zustand einer weitgehenden Entindividualisierung des Einzelnen in der Gesellschaft.

Mit der zunehmenden Flut an Informationen und Bildern durch die Medien findet mittlerweile indes zugleich auch eine fortschreitende Entwertung der darin transportierten Inhalte statt: eine wachsende Inflation der in ihnen enthaltenen Bedeutungen, die die Wirkungen jener manipulativen Mechanismen in gewisser Weise wieder aufhebt, und  in deren Kontext auch die Losungen und Versprechen der offiziellen Politik im Bewusstsein der Menschen zunehmend an Wahrheit verlieren, was im Umkehrschluss jedoch, wie Marcuse bemerkte, nicht bedeute, dass die Macht der Berufspolitiker abgenommen habe. . .

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