So mögen Vorstellungen vom Verschwinden der Geschichte und der darin handelnden Subjekte, vielleicht eher unsere persönliche Wahrnehmung der Realität beschreiben und die angesichts der globalen Entwicklungen verspürte eigene Machtlosigkeit wider spiegeln, als die Wirklichkeit geschichtlicher Prozesse.
Und manche Kritiker der postmodernen Philosophie, wie sie in den Schriften Beaudrillards zum Ausdruck kommt, mögen hier einen weiteren Anhaltspunkt und Beweis dafür finden, dass es sich dabei eher um Literatur handle, als um wissenschaftlich begründete Analysen- sofern man dies überhaupt als Kritik auffassen mag.
Dennoch gibt es eine Tendenz der Entwirklichung innerhalb unserer Realität.
Und zugleich die Tendenz ihrer zunehmenden Sichtbarmachung, Abbildung und Erfassung, wie in Google Earth und in Google Streetview, ihrer Nachbildung und Vervielfachung: So gibt es in der virtuellen Welt von Second Life auch einen virtuellen Gaza-Streifen, in dem wechselweise pro-israelische oder pro-palästinensische Proteste stattfinden und Kundgebungen abgehalten werden. . . .
Ohne eigene Geschichte, keine eigene Identität– als ich mit diesen Worten vor einiger Zeit eine der vorangegangenen Kapitelsequenzen abschloss, blieben am Ende Zweifel.
Dieser Schluss schien mir nachträglich allzu sicher zu klingen und zugleich, gerade auch im Zusammenhang mit einer möglichen Identität der Sozialen Bewegungen, zu optimistisch.
Sicher ist dabei Identität- genau wie Geschichte- auch hier das Ergebnis eines Prozesses, einer fortwährenden Suche.
Doch scheint hier die Geschichte rückblickend in viele einzelne unverbundene Abschnitte zu zerfallen, viele Anfänge und Enden, auf den ersten Blick kaum geeignet dazu eine Kontinuität und Gemeinsamkeit erkennen zu lassen, eine darauf basierende Identität.
Sie erscheint gleichermaßen als Geschichte voller Aufbrüche, von Kampagnen, Aktionen und sozialen Kämpfen, als Geschichte von Hoffnungen, Sehnsüchten, hoch gesteckten Zielen und Erwartungen, von vereinzelten Erfolgen, einem wiederkehrenden Scheitern: an der Übermacht der gesellschaftlichen Gegenkräfte, an der Gleichgültigkeit der Anderen.
Aber auch an sich selbst.