Brennende Autos – Teil 4

Einige Jahre später hatte eine andere neu gegründete militante Gruppe an die früheren Aktionen der einstmaligen Kübel-Gruppe angeknüpft und unter dem Namen “Klasse gegen Klasse“ unter anderem eine Reihe von Brand- und von Sprengstoffanschlägen verübt, nicht nur innerhalb sondern auch außerhalb Kreuzbergs.

Auch hier war mit dem “Auerbach“ in der Köpenicker Straße, analog zum damaligen Anschlag auf das Maxwell, ein teureres Restaurant zunächst zum Ziel einer Kübel-Attacke geworden, bevor Mitglieder von Klasse gegen Klasse später eine Handgranate in das Restaurant warfen und sich anschließend zu dem Anschlag bekannten.

In der Folgezeit aber hatten sich die Aktionen von Klasse gegen Klasse auf verschiedenste Art und Weise gegen die in den eigenen Augen für die begonnene Umstrukturierung des Stadtteiles Verantwortlichen gerichtet, gegen unterschiedlichste Einrichtungen, Orte und Personen.

So waren nicht allein Restaurants und Geschäfte, deren Angebote und Preise, wie man glaubte, auf die Möglichkeiten und Wünsche der Mittel- und Oberklasse und ihres “parasitären Lebensstils“ ausgerichtet waren, auf “Yuppies und schmierige Karrieristen”, zu Anschlagszielen erklärt, sondern ebenso “Nobelautos“ und “Luxuskarossen“ in Kreuzberg in Brand gesetzt worden.

Den Bewohnern teurer modernisierter Dachgeschosswohnungen war in unmissverständlicher Weise die Aufforderung zugegangen, von dort auszuziehen und Kreuzberg zu verlassen.

Es hatte Anschläge auf die Autos von Stadtplanern und das Wohnhaus eines Architekten gegeben, die an Planungen für den “Umbau“, die Sanierungsmaßnahmen im Stadtteil beteiligt gewesen waren, in deren Folge sich der einstmals billige Wohnraum in Kreuzberg vielerorts zu verteuern drohte, wie man glaubte.

Und man hatte die Wagen von Politikern angezündet, denen man die politische Verantwortung hierfür zu schrieb: die Autos des Bezirksbürgermeisters von Kreuzberg Peter Strieder und des ehemaligen Regierenden Bürgermeisters Momper.

In einer an verschiedene Kreuzberger Ladeninhaber und Gewerbetreibende gerichteten Botschaft aber hatte man eine unmissverständliche Warnung ausgesprochen.

“Der einzige Platz für Mittelklasse-Schmarotzer”, hatte es damals darin geheißen, “liegt zwischen Mündungsfeuer und Einschuß. . .”

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