Winter

Ich erinnere mich noch genau an die alles durchdringende Kälte jener eisigen Januar- Februartage am Beginn des Jahres 1985: an das kaum beheizbar gewesene und niemals wirklich warm werdende Zimmer, jene Einzimmerwohnung im Wedding, in der ich damals wohnte, ein paar Monate zuvor eingezogen war.

Ich erinnere mich an den Kohlengeruch und den aufwirbelnden rötlichen Staub der verbrannten Briketts beim Entleeren der Asche.

Daran wie ich in meinem Mantel, den glühenden Radiator nahe an meiner Seite an der Schreibmaschine gesessen hatte.

Wie ich dann und wann, wenn ich nach gelegt und den Ofen neu angeheizt hatte, meine Handflächen an dessen Kacheln gelegt hatte, um die Wärme zu spüren, durch die Haut hindurch aufzunehmen.

Und wie ich meinen Atem von Zeit zu Zeit gesammelt und prüfend in die Luft gehaucht hatte, um zu sehen, ob er darin noch sichtbar war oder nicht.

Die Kälte aber schien der äußeren Welt eine klarere Kontur zu verleihen, eine beinahe greifbare Räumlichkeit zwischen Gegenständen und Dingen, eine reduzierte und im gleichen Moment intensivere Wirklichkeit. die im Widerspruch stand zu der Unklarheit meiner eigenen Gedanken, meiner Unruhe und Zerstreutheit.

Sie schien mir gleichsam Ursache und die äußere Grenze zu sein jener Rastlosigkeit, die mich in meinem Inneren trieb und mich gleichzeitig lähmte, während ich ohne anderes Ziel eine warme Tasse Kaffee mit den Fingern umschließend, auf- und abgehend, rauchend durch die Wohnung gestreift war: aus dem Zimmer hinaus in den Flur, in die Küche, die ich längst aufgegeben hatte zu heizen und deren eine Wand unmittelbar an die Nachbarwohnung grenzte.

Dort aber hatte ich durch jene Wand hindurch bisweilen die Schritte meiner neben mir wohnenden Nachbarin auf den knarrenden Dielen vernommen- Schritte, die sich näherten oder wieder entfernten, und denen ich, selber innehaltend, manchmal lauschte, eine Tür, die sich öffnete oder schloss, das Geräusch von Musik aus dem Radio oder laufendem nebenan aus dem Wasserhahn fließenden Wasser. . .

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