Damals, ich erinnere mich daran noch genau, an jenem 1. Mai 87 waren zunächst die Süßigkeiten, Tabak, Zigaretten und Alkohol aus dem Bolle-Markt gegenüber vom Görlitzer Bahnhof heraus getragen worden, danach Kaffee und Lebensmittel, Obst und Konserven.
Ganz zum Schluß aber, kurz bevor irgendjemand das Feuer gelegt und der Bolle allmählich in Flammen aufgegangen war, waren auch noch die Kühlräume des Ladens geplündert worden mit dem darin gelagerten gefrorenen Fleisch. . .
Und ich sehe, während ich daran denke, inmitten von Lärm und von Stimmengewirr um uns herum wieder Andreas vor mir, seine Arme ruhig ineinander verschränkt haltend und dabei mit dem Kopf nickend, so als sehe er längst Vorhergesehenes und Gewusstes nunmehr eintreten.
Doch zurück zu jenem späteren Maitag, irgendwann in den Jahren danach, von dem ich zu erzählen begann.
War es anfangs auch nur ein knappe Handvoll junger Männer gewesen, die sich in das Innere des aufgebrochenen Kaisers in der Wrangelstraße hinein vorgewagt hatte, um wenig später mit Schokoladenriegeln, Zigarettenstangen und Schnaps in den Armen wieder daraus hervor zu stürzen und im Anschluss daran unbehelligt und von niemandem dabei aufgehalten das Weite zu suchen, war damit doch, so schien es, das Initial für die bis dahin Zögernden und noch Unschlüssigen da gewesen.
Denn gleich darauf waren jener ersten Gruppe andere gefolgt und dann nach ihnen weitere, um mit ganzen Kartons schnell zusammen geraffter Waren so wie diese zuvor aus dem verwaisten Laden zu eilen: neben jungen auch ältere Männer, Frauen, Jugendliche und vereinzelt auch ganze Familien mit Kindern, die mit prall gefüllten Tüten, voll beladenenen Einkaufswagen, mit Getränkekisten und Paletten mit Obst, Netzen mit Kartoffeln und Zwiebeln, Mandarinen und Orangen aus dem Kaisers, oder besser gesagt vielleicht, dem was davon noch übrig geblieben war, heraus kamen.
Mehr und mehr Menschen hatten sich ihnen angeschlossen, bis im Inneren des Ladens ein wüstes Durcheinander und Gedränge geherrscht hatte, ein fieberhafter, hektischer Tumult, der mit der wachsenden Anzahl von Menschen, die hinein- und hinaus drängte, und der gleichzeitig schwindenden Menge noch verfügbarer und brauchbarer Dinge in den zunehmend leerer werdenden Regalen indes immer größer zu werden schien. . .