Was bringt Menschen dazu, ihre eigene Geschichte verändern und die ihnen gesetzten Grenzen überschreiten zu wollen? Welche äußeren oder inneren Umstände und Ereignisse, welche individuellen oder kollektiven Bedürfnisse und Motive?
Oder anders gefragt: Was hält sie davon ab, die sozialen Verhältnisse und die vorgefundenen Bedingungen ihres Alltags neu zu ordnen, und von sich aus, wie es Herbert Marcuse in seinem 1964 erschienenen Buch Der eindimensionale Mensch formuliert hatte, die Bedingungen der Freiheit herbeizuführen?
Sind es Einverständnis und Zufriedenheit mit den eigenen Lebensbedingungen und dem Zustand der Welt oder eher der fehlende Glaube an ihre Veränderbarkeit?
Sind es Angst vor der Ungewissheit, vor der möglichen Gefahr, in die man sich begibt, sobald man existierende Normen, Gesetze und Regeln verletzt? Oder Gleichgültigkeit und Indolenz?
Welche Rolle spielen Erfahrungen mit dem Scheitern vergangener historischer Aufbrüche und dem individuellen Scheitern an eigenen Vorhaben und Plänen?
Welche Rolle kommt in diesem Zusammenhang dem Geschichtenerzählen zu, der Erzählung und Deutung der Vergangenheit in ihrer geschichtlichen Möglichkeit? Welche Rolle der Sprache, als Raum, in dem Veränderbarkeit überhaupt erst einmal denkbar werden kann?
Ist das momentan herrschende Universum der Sprache, in dem die Kategorien der Freiheit mit ihrem Gegenteil austauschbar, ja identisch geworden sind, wie Marcuse schrieb, die Grundlage für die Unterdrückung der eigenen Vergangenheit der Gesellschaft und ihrer Zukunft?
Ist die Eindimensionalität im Bewusstsein, den von Menschen verspürten, an sich selbst wahrgenommenen Bedürfnissen eine Folge der Gleichschaltung und der Manipulationen durch die Werbung, durch Medien und Politik?
Ist sie tatsächlich Grund und Ursache für eine Stagnation unserer eigenen Gegenwart und Geschichte?
Und falls ja, welche Sprache, welcher Weg führt uns daraus hinaus?