Parallel dazu setzt sich indessen auch der begonnene Prozess der Umwandlung von Mietraum in Eigentumswohnungen weiter fort. So werden nach und nach ganze Häuserblocks der Verfügbarkeit für die Allgemeinheit entzogen.
An der Spitze dieser Entwicklung steht dabei die Schaffung von Luxuswohnungen in Kreuzberg, der Bau sogenannter “Carlofts” mit “Garten und eigener Garage auf jeder Etage“, deren Eigentümer ihr Auto per Aufzug mit nach oben hinauf nehmen können direkt bis vor die eigene Wohnung. . .
Die Kaufpreise für diese “Innovativen Lofts“ liegen dabei zwischen einer knappen halben Million und anderthalb Millionen Euro- in einem Gebiet, in dem- ungeachtet des bereits vollzogenen Wandels innerhalb der Bevölkerungsstruktur- das Durchschnittseinkommen der Menschen nach wie vor zu den niedrigsten im gesamten Bundesgebiet zählt, und in welchem die Arbeitslosenquote im vergangenen Jahr um die 20 Prozent betrug.
Dass dies anscheinend weder Planer noch Investoren zu stören vermag, lässt auf unterschiedliche Ursachen schließen, mag im gleichen Maß Ausdruck der Gleichgültigkeit gegenüber der sozialen Situation und den materiellen Problemen in der unmittelbaren Nähe und Nachbarschaft sein, Ausdruck von Ignoranz und einer selbst bezogenen, nur den eigenen Interessen und der Ethik des Marktes verpflichteten Wahrnehmung und Perspektive.
Oder aber auch eines festen Vertrauens darauf, dass das augenblickliche soziale Ungleichgewicht, jene Kluft zwischen eigenem Wohlstand und der Mittellosigkeit der Anderen sich im Zuge der voran schreitenden Aufwertung und Gentrifizierung schließlich irgendwann quasi von selber aufheben wird: durch eine weitere Abwanderung, das Verschwinden jener einkommensschwächeren Bevölkerungsanteile aus dem Stadtteil.
Bis dahin aber wird für Vorhaben wie das “Carloft“-Projekt mit der malerisch scheinenden Alltagswelt ausgerechnet derjenigen geworben, die man selbst im Begriff ist, sukzessive von dort zu verdrängen.
So wird auf den Internetseiten des Anbieters versucht, potentielle Interessenten und Käufer der Lofts mit der Aussicht auf das lebhafte Straßenleben in der unmittelbaren Umgebung zu locken: „Ihre Nachbarschaft ist lebendig und kreativ: Bummeln Sie über einen der Märkte oder durch die kleinen Läden. Zahlreiche kleine Biergärten laden zu einer kleine Pause ein, ebenso der Boule-Platz am Paul- Lincke-Ufer. . .“