Stimmen

Und wie soll es nun weitergehen? fragt mit einem Mal eine der beiden Stimmen in das entstandene Schweigen, die Stille hinein.
Ich weiß nicht. . .
Einfach weiter erzählen?
Du meinst?
Ja-
Aber wie- und wo fortfahren?
Tja-
Und was denkst Du?
Ich weiß es nicht. . .

Eine Pause entsteht.

War ja irgendwie klar, dass das nicht funktionieren kann so, meldet sich schließlich eine dritte Stimme zu Wort. . . . und das Ganze sich so im Sande verlieren wird, ergänzt gleich darauf eine andere. So wie sich damals auch irgendwann schließlich alles im Sande verloren hat . . . und von Anfang an schon im Sande verlieren musste, schon von Anfang an sinnlos war, fügt eine weitere Stimme hinzu. . .

Na ja gut, hinterher ist man immer schlauer, widerspricht eine andere Stimme. Und was heißt überhaupt schon von Anfang an sinnlos?

Genau das, was es heißt. . .

Blödsinn, Quatsch-

Eine weitere Pause entsteht.

Und was nun? Wie soll´s weitergehen?

Vielleicht sollte erst einmal immer nur eine oder einer von uns auf einmal erzählen. . .

Ganz genau, stimmt darauf eine andere Stimme zu, die bislang geschwiegen hat. Ganz genau. Und nicht alle zugleich. . .

Und mit einem Mal sagen alle Stimmen gemeinsam im Chor:

Eben, ja. . .

Ihr meint?

Ja. . .

Ich aber denke in diesem Moment an die vergangenen Monate zurück-

Angefangene Tage, Wochen, von denen ich seltsam wenig weiß, im Gedächtnis behalten habe und für deren Wirklichkeit und Beweis andere, äußere Ereignisse herhalten müssen, wenn ich darauf zurückblicke, das Geschehene, meine eigene Gegenwart darin sichtbar zu machen versuche.

Dinge, die sich fernab ereignet haben, Bilder von den Massenprotesten in Tunesien und den Straßenkämpfen in Ägypten neben Bildern von hier- 

Blaulicht, das Geräusch der vorbeifahrenden Polizeitransporter, die sich über die Skalitzer Straße an mir vorbei in Richtung Oberbaumbrücke bewegen, Richtung Friedrichshain-

Bilder von der Räumung des besetzten Hauses in der Liebigstraße, Bilder, die sich innerhalb der Erinnerung mit anderen verbinden und das Frühere und das Jetzt miteinander verweben. . .

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