Osram Teil 4

Bis der entstandene Rückstau der Kartons auf dem Band vor mir schließlich irgendwann wieder abgearbeitet und der frühere Zustand wieder hergestellt worden war, musste ich indes immer gleich zwei Kartons auf einmal vom Band abnehmen, denn nur so konnte ich überhaupt die verloren gegangene Zeit wieder aufholen.

Wenn der Stau aber erst einmal eine bestimmte Länge überschritten hatte und die hinteren Kartons in der wenige Meter nur von mir entfernten Lichtschranke stehen blieben, wurde das gesamte Band automatisch gestoppt.

Dann begann sogleich eine bis weithin sichtbare gelbe Warnlampe auf zu leuchten, die den Vorarbeiter, der von seinem Büro aus die Produktion in der ganzen Halle überblicken konnte, nicht nur über den plötzlich eingetretenen Ausfall und Stillstand des Bandes in Kenntnis setzte, sondern gleichzeitig auch über Ort und Stelle, an der er verursacht worden war . . .

So war der Zeitpunkt der Fertigstellung und des anschließend erfolgenden Austausches einer Palette stets mit der Sorge verbunden gewesen, jenen unterdessen entstehenden Stau und Rückstand hinterher wieder wett zu machen und dadurch einen möglichen Ausfall des Bands zu vermeiden.

Die Zeit selbst aber hatte so wenigstens eine gewisse Unterteilung und die darin geleistete Arbeit etwas messbares bekommen, während jener immerfort an mir vorbei ziehende Strom der abgefüllten und etikettierten Flaschen in der Weinbrand-Abfüllerei weder Anfang noch Ende gehabt hatte.

Und ich hatte so die Gelegenheit gehabt, dann und wann, wenngleich auch nur vorübergehend, für eine kurze Weile vom Band los zu kommen.

Dennoch waren mir die Stunden vom Beginn der Schicht bis zur Frühstückspause, vom Frühstück bis zum Mittag und vom Mittag bis zum Schichtende schier endlos erschienen.

Durch die oberhalb unter der Decke angebrachten Glasscheiben, zu denen ich dabei mitunter hinauf geblickt hatte, war indessen von draußen das Tageslicht in die Halle hinein gedrungen.

Und mit ihm jener Sog, das Gefühl eines gleichzeitig stattfindenden möglichen und nahen und doch unerreichbaren Lebens.

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