Der Morgen danach

Was aber war im Verlauf jener Nacht noch geschehen? Nichts. Dennoch zögere ich mit der Antwort, wenn ich daran zurück denke, jetzt.

Denn so vieles was später kam, noch passieren sollte und im Weiteren noch erzählt werden wird, lässt sich so nicht erklären.

Vielleicht sollte die Frage deshalb lauten: Was geschah also in jener Nacht, während sich doch im Grunde genommen nichts ereignete? Oder anders herum gefragt: Was ereignete sich, während eigentlich nichts geschah?

Carolin war voraus gegangen und ich war ihr ins Zimmer gefolgt, wo sie sich sogleich auszukleiden begann, den Pullover, Schuhe, Strümpfe und Hose auszog und anschließend im Bad verschwand.

In der Zwischenzeit hatte ich gleichfalls angefangen, mich auszuziehen und mich nach einem geeigneten Platz umgesehen, an dem ich meine Sachen ablegen konnte. Dann war Carolin in das Zimmer zurückgekehrt und sie hatte mich angesehen und gelächelt:“Na- Du kannst meine Zahnbürste benutzen.“

Als ich wenig später aus dem Bad zurück gekommen war, hatte Carolin bereits im Bett gelegen, auf der Seite, mit dem Rücken zum Raum, das Gesicht hin zur Wand.

Ich aber war neben ihr unter die Decke geglitten, hatte noch einen Augenblick lang gewartet, gehorcht, bis ich sicher gewesen war, dass sie tatsächlich bereits schlief.

Menschen, die von einem Moment auf den anderen einschlafen können, haben mich Zeit meines Lebens in Erstaunen versetzt und ich habe sie oftmals um diese Fähigkeit beneidet. . .

Während Carolin also schlief, hatte ich eine ganze Weile noch wach gelegen und dabei ihrem Atem gelauscht, den Geruch ihrer Haut, ihres Haars neben mir auf dem Kopfkissen in mich aufgenommen.

Und ich hatte dabei an das Wunder gedacht, das uns beide an diesem Ort, in dieser Nacht, heute, hier und jetzt zusammengeführt hatte, wenn auch nicht ganz . . .

Vorsichtig darum bemüht, sie nicht aufzuwecken dabei, hatte ich mich von Zeit zu Zeit im Bett umgedreht, meine Lage verändert, ohne dass es mir dabei gelang, in den Schlaf zu finden.

Schon war das erste Tageslicht durch das Fenster von draußen herein gedrungen.

Wände, Umrisse, Dinge hatten sich nach und nach aus der Dunkelheit um mich herum zu lösen begonnen, in der ich die gleichmäßigen Atemzüge Carolins vernahm: dann und wann unterbrochen von einem winzigen und im Schlaf von ihr ausgestoßenen Laut, keinem wirklichen Wort.

Dann war auch ich schließlich eingeschlafen . . .

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