Die Entwicklung, der Prozess von Verdrängung und Gentrifizierung, wiederholt und vollzieht sich, so scheint es, nach einem stets wiederkehrenden Muster. Zuerst kommen die Jungen und Kreativen, Freiberufler, Künstler und Studenten, kleine Galerien und Läden entstehen, neue Restaurants, Bars und Cafés. So beginnt sich ein Stadtteil, ein Kiez Stück für Stück zu verändern, an Bekanntheit zu gewinnen, das Interesse von außerhalb anzuziehen.
Zu den bereits entstandenen Lokalen und Geschäften kommen neue hinzu. Wohnungen und Gewerberäume fangen an zu knapp werden. Preise und Mieten steigen an und aus ehemaligen Mietwohnungen werden Eigentumswohnungen. . .
Schauen wir indes auf das Kreuzberg der siebziger Jahre zurück, das in weiten Teilen hatte abgerissen und durch ein Neubaugebiet ersetzt werden sollen, könnten wir jedoch bereits hier, an genau jenem Punkt, an dem jener geplant gewesene und mancherorts schon begonnene Abriss des Stadtteils aufgehalten worden war, den Beginn jenes später einsetzenden Gentrifizierungsprozesses ausmachen.
An dieser Stelle wird deutlich, wie wenig Sinn es im Rahmen einer Suche nach Lösungen, neuen Widerstands- und Protestformen für die davon betroffenen Menschen macht, die Verantwortung und Schuld für den eingeleiteten Prozess von Verdrängung und Mietsteigerung bei den später Hinzugezogenen und Nachgekommenen zu suchen.
Im gleichen Zuge wird klar, warum einzelne gentrifizierungskritische Initiativen wie seinerzeit etwa die Gruppe Klasse gegen Klasse in ihren Einschätzungen, Analysen und den darauf basierenden Aktionen hatten scheitern müssen, waren letzten Endes doch auch linke, autonome und alternative Kultur in Kreuzberg ungewollt zum Anziehungspunkt und Magneten für den Zuzug und damit auch zum Teil und zum Katalysator der späteren Entwicklung geworden.
Die Ausgrenzung anderer Initiativen und politischer Standpunkte und die damit verbunden gewesene Fokussierung auf sich selbst aber hatten weder die zunehmende Verwandlung Kreuzbergs in ein Spekulationsgebiet für Investoren, noch die sukzessive Verwandlung der Wohngebiete und Kieze in touristische Erlebniszonen aufzuhalten vermocht, sondern stattdessen ein Zusammenkommen und gemeinsames Handeln und Vorgehen aller Betroffenen von vorneherein ausgeschlossen.
Eine wirkungsvolle Gegenwehr gegenüber der Zerstörung der sozialen Strukturen in den Nachbarschaften und Kiezen, der begonnen Verdrängung, aber konnte nur aus dem Zusammenschluss möglichst vieler Betroffener, dem gemeinsamen und die Grenzen von Alter und Herkunft, individuellen, religiösen und weltanschaulichen Standpunkten überschreitenden Widerstands der dort lebenden Menschen erwachsen: einer Wiederaneignung des von ihnen bewohnten urbanen Raumes. . .